How to kill a great organisation?:

“Immer so weitermachen, wie bisher!” 

You can find the english article here.


Was braucht es um eine Idee auch wirklich zum Erfolg zu bringen? 

In dieser Folge unserer Podcast-Serie „How to kill a great organisation“ sprach Markus Petz mit Christoph Pasching, Head of Digital Solutions bei der Brantner GmbH. Brantner ist ein internationales, innovatives Unternehmen im Bereich der Abfallwirtschaft mit 2700 Mitarbeitern.

Aus der Notwendigkeit heraus hat das Unternehmen moderne, technologische Mittel wie KI und Robotik in Arbeitsprozesse integriert. Daraus entwickelte sich in Folge sogar ein eigener Unternehmensbereich, der über die Abfallwirtschaft hinaus aktiv ist und sich auf innovative, technologische Lösungen spezialisiert hat. Pasching spricht über den Glauben an die eigenen Ideen und den Mut sich gegen Widerstände für Neues einzusetzen.


Wenn man Umdenken muss

Im Jahr 2021 gewann das Familienunternehmen mit Sitz in Krems mit seinem Projekt „Hawkeye“ den Iceberg Innovation Leadership Award. Bei „Hawkeye“ werden Bilderkennung und selbstlernende Systeme eingesetzt, um Störstoffe in Abfällen zu erkennen, um die Entsorgung und Weiterverarbeitung des Mülls zu optimieren. Störstoffe gibt es immer mehr, was zum Problem für die Kompostierung geworden ist. Durch den Einsatz der Technologie ist es möglich, noch mehr wertvolle Ressourcen aus Abfallströmen herauszufiltern und sie einem zielgerichteten Recycling zuzuführen. Kurz zusammengefasst geht es um einen Störstoff-Scanner im Biomüll-Bereich, bei dem der Inhalt der braunen Biomüll Tonnen mit Hilfe von Bilderkennung und künstlicher Intelligenz (KI) nach sogenannte Störstoffe wie PET-Flaschen, Batterien und Restmüll untersucht wird.

Neue Wege gehen

Pasching erzählt, wie das Projekt „Hawkeye“ Anstoß und Wegbereiter für weitere innovative Entwicklungen bei Brantner war: „Wir haben neben diesem Störstoff-Scanner auch die nahezu gleiche Technologie mit anderen Detektions-Methoden in unserer Kunststoff-Sortier-Anlage implementiert.“ Er geht auf die Herausforderungen ein, moderne Technologien wie KI , Sensorik und Robotik ein einem klassischen Bereich wie der Abfallwirtschaft erfolgreich einzusetzen:

„Bei solchen Technologien denkt man immer an Rein-Räume und alles rennt super ab und die Prozesse sind alle ganz klar und abgesteckt. Und das hat sich im ersten Stepp natürlich gar nicht vertragen mit dem klassischen Abfallwirtschaftskonzept.“

Dran bleiben – mit Kommunikation, Beharrlichkeit und Überzeugungsarbeit!

Als eine wesentliche Erfolgskomponente nennt Pasching die Wichtigkeit, an seinen Ideen und seinem Glauben daran festzuhalten und sich nicht abbringen zu lassen:

„Aber man darf auf gar keinen Fall aufgeben. Und das ist auch eine Botschaft, die ich gerne mitgeben möchte, dass man dahinter bleibt und beharrlich versucht, Widerstände aufzulösen. Mit viel Kommunikation, mit viel Überzeugungsarbeit.“

Weiteres hält er eine gewisse „Undercover Mentalität“ ausschlaggebend für die Umsetzung innovativer Ideen, sich trauen, Dinge anzupacken, auch wenn man manchmal „gegen Windmühlen kämpft“. Als größte Herausforderung in einem Konzern nennt Pasching den Spagat zwischen Innovation und geforderter Effektivität:

„Von zehn verschiedene Ideen muss man bereit sein, dass vier, fünf möglicherweise nichts werden… Alles, was du tust, muss sich in irgendeinem Business Case zu 100 % widerspiegeln, weil sonst ist es nicht effektiv. Innovative Kräfte sind bereit, eine gewisse Energie in eine Sache hineinzustecken.“

Das Antreten bei Awards ist für Pasching nicht nur Öffentlichkeitsarbeit, sondern trägt auch dazu bei, den innovativen Projekten innerhalb des Unternehmens den richtigen Stellenwert zu geben: „Der Prophet im eigenen Land zählt nichts, aber der fremde Prophet dann schon. Das sind diese Awards.“


How to not kill a great organisation:

  • Verkennen Sie nicht den Moment, ab dem es notwendig ist umzudenken und neue Wege zu gehen statt altbekannte Muster weiterzuführen.
  • Denken Sie dabei auch „out oft the box“ und wagen Sie sich Neues vorzustellen.
  • Lassen Sie sich nicht aufhalten, sondern versuchen Sie beharrlich und empathisch Widerstände aufzulösen. Wenn man sich gleich aufhalten lässt, wird man scheitern!
  • Trauen Sie sich auch an Veränderungen, wenn sie nicht für jede Aktion Befürworter:innen haben.
  • Seien Sie auch auf eventuelle Rückschläge eingestellt. Nicht jede Idee wird aufs Erste ins Schwarze treffen. Transformation ist immer auch ein Prozess.
  • Nutzen Sie alle Möglichkeiten um von der Effektivität und dem Erfolg der neuen Ansätze zu überzeugen.
  • Bemühen Sie sich um die richtigen Mitarbeiter:innen für ihr Projekt, welche das richtige Mindset und die richtige Motivation mitbringen, die es bedarf, damit Neues gelingen kann.
  • Vermeiden Sie unnötige Spannungen durch Kommunikation und Konzepte, die alle bestehenden Ressourcen gut einschließen.

Das vollständige Interview:

Markus Petz: Herzlich willkommen zur neuen Folge unseres „How to Kill a Great Organisation?“- Podcasts. Wir sprechen mit Menschen, die für den langfristigen Erfolg ihrer Organisation ausschlaggebend sind. Mein Name ist Markus Petz. Ich bin einer der Gründer von MetaShift und ich begrüße heute recht herzlich Herrn Christoph Pasching, Head of Digital Station von Brantner. Herzlich willkommen!

Christoph Pasching: Herzlich willkommen! Hallo zusammen!

Markus Petz: Ja, lieber Herr Pasching, vielleicht als Start gleich einmal die Einladung, dass Sie sich kurz vorstellen und uns ein bisschen ein Gefühl geben, wo Sie im Brantner-Unternehmen, mit welchen Aufgaben unterwegs sind.

Christoph Pasching: Sehr gerne. Also, mein Name ist Christoph Pasching, ich bin Head of Digital Solutions innerhalb des Brantner Konzerns. Die Firma Brantner ist ein innovatives Unternehmen aus dem Abfall-wirtschaftlichen Bereich. Wir sind ein Familienunternehmen mit Sitz in Krems in der dritten Generation. Mittlerweile haben 2700 Mitarbeiter und sind ein internationales Unternehmen und neben Österreich auch noch in den Märkten Rumänien, Tschechien, Serbien und Slowakei unterwegs. Ja.

Markus Petz: Ja, jetzt ist es so. Ich bin auf sie aufmerksam geworden, weil ich gesehen habe, dass Sie durchaus eine Reihe von Auszeichnungen, Awards verliehen bekommen haben. Einer, der mir da ins Auge gestochen ist, das war dieser Eisberg-Award. Und zwar Innovation Leadership 2021 mit dem Projekt Hawkeye. Können Sie uns da ein bisschen was dazu erzählen?

Christoph Pasching: Sehr gerne. Wir haben unser Projekt Hawkeye bei diesem Award eingereicht, weil wir der Meinung waren, dass wir etwas absolut Innovatives und Neuartiges geschaffen haben, was wir natürlich auch gerne einem unabhängigen Fachpublikum zur Verfügung stellen wollten und das auch bewerten lassen wollten. Und wir haben da den ersten Platz gemacht bei diesem Award, was uns natürlich sehr bestätigt hat in unserer Arbeit. Das Projekt Hawkeye kurz zusammengefasst ist ein Störstoff-Scanner im Biomüll-Bereich. Wir sind, wir sind auch Sammler. Natürlich als Entsorgungsunternehmen. Auch Sammler von Biomüll, dem klassischen kommunalen Biomüll. Das ist die braune Tonne, mehr oder weniger von jedem Haushalt. Und wir haben immer mehr das Problem, dass die Qualität dieser Bio-Sammlungen zunehmend schlechter wird, vor allem im urbanen Bereich. Und für uns ist es eminent wichtig zu wissen, wie gut diese durch diese einzeln gefahrenen Touren mit den einzelnen Schüttungen der Tonnen immer wieder ist. Bevor sie zu uns dann in ein Kompost-Werk kommen, wo wir Premium-Erden unter anderem herstellen. Warum müssen wir wissen, wie gut die Qualität von diesen Touren ist? Es macht einen eminenten Unterschied, welche Arten von Störstoffen da drinnen sein und sie können sich gar nicht vorstellen, was da alles uns schon untergekommen ist. Neben Autobatterien, Barbiepuppen, PET-Flaschen, ganzen Restmülltonne, auch Bauschutt usw. Aber da drinnen zu finden, was natürlich alles bei uns dann im LKW landet, wo wir keine wirkliche, keinen wirklichen Forecast treffen, Aussagen machen können, wie gut diese Tour jetzt wirklich ist, die da von diesem LKW an diesem Tag in diesem Gebiet gefahren wird.

Christoph Pasching: Mit dem Scanner oder Projekt Hawkeye haben wir von der Idee bis zum Ersten Prototyp sechs Wochen benötigt und wir haben eine 3D-gedruckte und -konstruierte Halterung für den LKW gemacht, eine Handykamera hineingetan und können damit ausreichend von der Auflösung her ausreichend, gute Bilder machen von dem Bereich, wo die Tonne dann in den LKW geschüttet wird und machen dort ein Status Foto und identifizieren mithilfe von einer KI und einem neuronalen Netz objektiv und vor allem in Echtzeit die Stoffe, die auf dem Foto gefunden werden. Die Detektion der Störstoffe wird dann nachher von uns aufgrund von einer Matrix zwischen eins und fünf kategorisiert. Das ist Schulnoten. System eins ist gut, fünf ist schlecht. Als krasses Beispiel vielleicht zum Verdeutlichen: Eine Autobatterie ist schädlicher als wie eine PET-Flasche, aber 100 PET-Flaschen sind schädlicher als wie eine Babypuppe. Also so quasi: Die Dosis macht das Gift. Aber schon auch Bezug nehmend auf was hat man gefunden und wie gefährlich sind diese Stoffe? Wir haben dazu mit zwei Biologinnen im Team diese Matrix erstellt, nach der wir da jetzt bewerten.

Markus Petz: Jetzt war das Stichwort künstliche Intelligenz. Und soweit ich es verstanden habe, war das ja nur ein erster Einstieg in innovatives digitales Geschehen rund um künstliche Intelligenz in Ihrem gesamten Unternehmen. Es ist ja nicht nur dieses Projekt, Hawkeye von Ihnen glaube ich, vorangetrieben, sondern es gibt ja da schon weitere Entwicklungen. Habe ich das richtig verstanden?

Christoph Pasching: Richtig. Das Projekt Hawkeye war das erste seiner Art, wenn man das jetzt so sagen möchte. Aus der Notwendigkeit in der Abfallwirtschaft heraus hat sich halt ergeben, dass man da umdenken muss, dass man Dinge neu andenken muss und nicht mehr nach dem klassischen Muster heute weiterfahren kann. Wir haben eine objektive/ ein objektives Analyse Tool benötigt, welches uns dabei hilft Daten zu sammeln und die wiederum auszuwerten, damit wir unsere Touren besser disponieren können und vor allem im Vorhinein schon wissen, welche Qualitäten auf uns zukommen. Und das Projekt Hawkeye war wie gesagt das erste seiner Art und war dann auch der Wegebner für weitere innovative Entwicklungen, die wir bei der Firma Brantner jetzt anstoßen konnten.

Markus Petz: Was in welche Richtung hat sich das dann weiterentwickelt? Was haben Sie da angestoßen?

Christoph Pasching: Wir haben neben diesem Störstoff-Scanner auch die nahezu gleiche Technologie mit anderen Detektions-Methoden in unserer Kunststoff-Sortier-Anlage in Wölbling implementiert. Dort befinden sich mittlerweile zwölf Kameras, die den Input-Strom aus diesem aus dieser Kunststoff-Sammlung, also was gelbe Tonne und gelber Sack ist klassischerweise, analysieren und wir versuchen dort mithilfe von unserer KI und dem Einsatz von Robotik, also mit Delta-Pickern die Sammelquoten noch besser zu erfüllen.. Ein ganz wichtiger Rohstoff in diesem Stoff Strom sind zum Beispiel PET-Flaschen und je mehr PET-Flaschen dann hinten hinaus verloren gehen und den die im Endeffekt dann noch in die Verbrennung kommen, desto schlechter ist es und wir haben da versucht eben oder sind dabei das gerade auszurollen. Erfolgreich wie unsere KI unterstützen kann innerhalb von einem sehr klassischen Umfeld wie einer Kunststoff-Sortier-Anlage zum Beispiel. Also als weiteres Beispiel wäre dann auch noch das wir in einer Kompostier-Halle einen Traktor Indoor robotisieren. Das heißt wir bringen ihm bei, wie er sich innerhalb einer Halle mit keiner Sicht nach außen auf Zentimeter genau lokalisieren kann, damit er diese Arbeiten da drinnen dann die bis jetzt eben von einem Maschinenführer ausgeführt werden, in Zukunft vollständig autonom ausführen kann.

Markus Petz: Bis jetzt ist ja Abfallwirtschaft und künstliche Intelligenz und Robotik vielleicht nicht auf den ersten Blick sozusagen sofort miteinander in Verbindung zu bringen, sondern für mich zumindest ist Abfallwirtschaft doch auch sehr traditionelles Geschäft. Wie kam es denn überhaupt zu dieser Entwicklung? Wie hat denn diese Innovation begonnen?

Christoph Pasching: Das ist eine sehr gute Frage bzw ein guter Punkt. Die Innovation hat wie bei vielen Dingen natürlich anhand von einer Idee oder einem Lead begonnen, dass man gesagt haben, wir haben da ein Problem, wie können wir das Problem am besten lösen? Und dann hat es halt Strömungen bei uns gegeben in Form von unserer Abteilung, also eigentlich dem Business Development ausgehend, wo wir gesucht haben, wie wir am besten diese Problemlösung angehen können. Was nicht immer sehr leicht war, weil es natürlich, so wie Sie gesagt haben, ein absolut klassischer Bereich ist, wo so Hochtechnologien wie KI, Sensorik und Robotik momentan noch eher wenig vertreten sind, sagen wir einmal so.

Markus Petz: Jetzt stelle ich mir das auch so vor. Alles, was neu ist, da gibt es ja durchaus auch Spannungen oder Vorbehalte. Noch dazu, wenn vielleicht dann noch so wie Sie gesagt haben, in Ergänzung dazu tritt, dass die Maschine dann vielleicht den Menschen ablöst, der das vorher als Maschinenführer gemacht hat. Welche Erfahrungen haben Sie da gemacht? Mit Vorbehalten oder auch mit Spannungen, wenn es darum geht, Neues in die Welt zu bringen?

Christoph Pasching: Also der Mensch, sag ich jetzt mal, ist ein Gewohnheitstier. Jeder hat eine Komfortzone. Und überall, wo man sich aus etwas heraus bewegen muss und seinen Fokus ein bisschen öffnen muss, da sind die Menschen meistens immer träge. Das heißt, die Spannungen, die Sie jetzt angesprochen haben, haben natürlich auch bei uns stattgefunden. Es gibt immer ein paar innovative Kräfte, die sehr schnell auch in der Umsetzung sind. Die klassischen Start up-Unternehmen haben eine hohe Geschwindigkeit, hohe Umsetzungsrate. Und das ist heute in einem internationalen Konzern. So wie es Brantner ist, war auch das ein Novum mit den entsprechenden Problemen. Es hat natürlich Strömungen gegeben, die gesagt haben: Das haben wir bis jetzt schon immer so gemacht und das wird nicht funktionieren, weil die Umgebungen auf das Projekt Hawkeye – jetzt, da der Scanner im LKW – da sind die Bedingungen so schwer. Du wirst sehen, das geht nicht. Da haben wir immer wechselnde Lichtverhältnisse, die Temperaturen sind ein Problem, da staubt es, da ist es nass. Da hast du so ziemlich das grauseligste Milieu, des du dir nur irgendwie vorstellen kannst. Was ja eigentlich mit so einer Hochtechnologie wie künstlicher Intelligenz und neuronalen Netzen im ersten Schritt gar nicht so im Einklang steht, sage ich jetzt einmal. Bei so Technologie denkt man immer an Rein-Räume und alles rennt super ab und die Prozesse sind alle ganz klar und abgesteckt. Und das hat sich im ersten Stepp natürlich gar nicht vertragen mit dem klassischen Abfallwirtschaftskonzept.

Markus Petz: Wie sind Sie dann doch dort weiter vorangekommen? Wie haben Sie diese Bedenken ausräumen können und die Menschen dann dafür gewinnen, doch sich auf dieses Abenteuer einzulassen?

Christoph Pasching: Ich glaube, dass mehrere Komponenten dafür notwendig sein. Also eine Komponente ist, dass man unbedingt beharrlich an seiner Idee und an seinem Glauben festhält und sich nicht sofort abbringen lässt. Das ist ein bisserl wie gegen die Windmühlen zu kämpfen. Aber man darf doch auf gar keinen Fall aufgeben. Und das ist auch eine Botschaft, die ich gerne mitgeben möchte, dass man dahinter bleibt und beharrlich versucht, Widerstände aufzulösen. Mit viel Kommunikation, mit viel Überzeugungsarbeit. Stakeholder Management ist da sicherlich ein Begriff, den man doch sehr gut leben muss. Und auch aus dem Projektmanagement kennt man das. Also alle diese Dinge benötigt man, damit man eine Idee dann auch wirklich zum Erfolg bringen kann. Wenn man sich gleich aufhalten lässt und dem ersten Widerstand nachgibt, dann wird man scheitern. Also das ist klar.

Markus Petz: Was gibt’s noch für Komponenten? Es gibt da mehrere Komponenten, die Erfolgswirksamkeit möglich machen.

Christoph Pasching: Eine weitere Komponente wäre, dass man am Anfang sicherlich etwas unter dem Radar, vielleicht sogar arbeiten muss, wo man in Vorleistung geht. Gerade bei solchen innovativen und neuartigen Lösungen, der von wahrscheinlich nicht unbedingt auf die auf das Zeitkonto schauen wie lange arbeitet man? Und so weiter und so fort. Ein klassisches Start up-Mentalitäten. Man muss für die Sache halt sich einsetzen und bereit sein, dafür in Vorleistung zu gehen, damit man dann nachher beweisen kann, das hat funktioniert. Also neben dem Durchhaltevermögen braucht man halt auch visuell sagen, ja a bisserl so eine Undercover-Mentalität, Dinge voranzutreiben. Und jetzt nicht unbedingt, wie soll ich sagen, sich. Ich will da jetzt nicht aufrufen zu Befehlsverweigerung. Aber man muss schon a bisserl sich trauen, Dinge zu tun, obwohl man nicht gleich einen Befürworter für jede einzelne Aktion hat.

Markus Petz: Also könnte man sagen, so eine Artt und Querdenkertum oder oder auch ein bisschen so Rule Breaker sein?

Christoph Pasching: Ja, genau. Rule Breaker ist ein guter, ist ein sehr guter Begriffe, der passt seit wurde.

Markus Petz: Welche Art von Menschen brauchen Sie, dass Sie da vorankommen? Welche Art von Persönlichkeit ist da aus Ihrer Sicht, aus Ihrer Erfahrung hilfreich, um solche innovativen Schritte in einem traditionellen Unternehmen wirksam weiterzubringen?

Christoph Pasching: Leute oder Personen, die keine Scheuklappen aufhaben. Personen, die auch in ihrem privaten Umfeld offen sind und versuchen, neuartige Dinge, die sie sehen und entdecken, umzulegen auf berufliche Dinge. Dann also sich das anhand von meinem Beispiel jetzt. Wenn ich etwas lese, wo ich mir denke, na, wenn das so und so funktioniert, dann könnte ich mir auch vorstellen, dass das in dem und dem Use Case innerhalb von unserer Firma halt funktioniert. Zum Beispiel. Also ich versuche Dinge umzulegen und out of the box zu denken, offen zu sein, dass man Dinge durchdiskutiert, aber auch bereit sein, einen Fehler zu machen, dass man Dinge ausprobiert und auch dazu steht, dass man dann irgendwann sagt: Okay, das hat nicht funktioniert. Von zehn verschiedene Ideen muss man bereit sein, dass vier, fünf möglicherweise nix werden. Und das ist, glaube ich, aber die größte Herausforderung innerhalb von so einem Konzern, wo ja eher die klassische Arbeitsweise gilt, dass hast du musst effektiv sein und effektiv verträgt sich jetzt nicht unbedingt mit innovativ. Effektiv heißt du musst unbedingt. Alles, was du tust, muss sich in irgendeinem Business Case zu 100 % widerspiegeln, weil sonst ist es nicht effektiv. Innovative Kräfte sind bereit, eine gewisse Energie in eine Sache hineinzustecken. Natürlich will man, verfolgt man, bei jeder Idee, das aufgeht und dass es etwas wird und dass der Business Case dahinter auch funktioniert. Aber es kann genauso gut eben auch vorkommen, dass das nicht passiert. Und dann braucht man diese Offenheit und dieses Verständnis, dass man sagt, okay, ich habe es ausprobiert und jetzt weiß ich, dass es nicht funktioniert aus diesen und jenen Gründen und habe wieder etwas dazugelernt.

Markus Petz: Na, jetzt ist es ja so, dass die Firma Brantner ja auch schon die Entscheidung getroffen hat, ein eigenständiges Unternehmen zu gründen, das sozusagen außerhalb des herkömmlichen Unternehmensgeschehens etabliert worden ist. Wie geben Sie denn damit um? Wie willkommen war denn die Unternehmung, die da neu entsteht oder entstanden ist und auch erfolgreich ist bei den bestehenden Einheiten? Wie kann ich mir das vorstellen?

Christoph Pasching: Also für mich persönlich war es natürlich eine Wertschätzung und ein Erfolg, dass wir aus unseren innovativen Lösungen, die wir geschaffen haben, sogar ein Spin off gegründet haben, wo wir diese KI Technologien und Roboter Sachen und Sensorik Sachen dann sogar in einer eigenen Unit in einer eigenen GmbH weiter betreiben. Völlig unabhängig vom abfallwirtschaftlichen Grundkonzept der Firma Brantner. Das war natürlich extrem toll. Da haben sich alle Anstrengungen ausgezahlt und das ist mehr oder weniger die Belohnung und die Wertschätzung gewesen, dass das, was man jetzt ein Jahr lang vorher entwickelt hat, mit Hunderten an Arbeitsstunden, Tausenden an Arbeitsstunden, das ist da quasi wertgeschätzt worden. Innerhalb der Firma Brantner, also innerhalb vom Konzern, war das natürlich nicht immer jetzt so reibungsfrei, die ganze G’schicht. Es war jetzt keine offene Feindschaft in dem Sinne, aber man betrachtet schon diese Entwicklung. Na, ob das richtig ist? Es gibt nach wie vor oder hat nach wie vor Zweifler gegeben, die gesagt haben. Naja, was haben wir auf einmal mit KI und so weiter zu tun. Wir sind doch eigentlich aus dem abfallwirtschaftlichen Bereich unterwegs und es hat doch jetzt eigentlich gar nichts mehr mit uns zu tun. Ja, richtig. Auf der einen Seite, auf der anderen Seite ist das ein weiteres Standbein für einen Konzern, das uns dann möglicherweise und das war der Hintergedanke dabei in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten einfach noch eine zusätzliche Stütze oder Möglichkeit gibt. Wie man auf Herausforderungen der Zukunft möglichst schnell reagieren kann.

Markus Petz: Jetzt ist es ja noch relativ jung. Wie schätzen Sie das ein? Ist es sozusagen schon so gefestigt, dass es einen Rückfall zurück nicht mehr geben wird? Wie ist so Ihre Einschätzung der Zukunft dieses neu gegründeten Unternehmens?

Christoph Pasching: Also wir sind super unterwegs. Wir haben einen positiven Cashflow bereits und können auch erste Kunden verzeichnen. Das heißt, der Vertrieb von unseren Carry Lösungen funktioniert. Sie werden auch außerhalb der Abfallwirtschaft in Branche sehr gut angenommen. Wir haben schon einige namhafte Kunden, die überhaupt nichts mit Abfallwirtschaft zu tun haben. Das heißt, unser Konzept KI so einfach wie noch nie funktioniert und wird von der Wirtschaft und der Industrie sehr gut aufgenommen. Die Zukunftsperspektiven sehen also sehr gut aus. Wir haben auch bereits eine Expansion in die Slowakei und in die Schweiz, wo wir ebenfalls bereits erste Kunden für uns gewinnen konnten.

Markus Petz: Welche Dynamik gibt es im Hinblick, dass zum Beispiel bestehende Mitarbeiter, die zunächst im Stammgeschäft eher sehr skeptisch waren, jetzt sagen, „Wow, da tun sich ganz neue Möglichkeiten auf. Da will ich auch hin, da höre ich, da möchte ich mitmachen“. Welche Dynamik gibt es da?

Christoph Pasching: Diese Dynamik gibt’s. Und da ist natürlich solche Awards. Und das ist auch der Hintergedanke, warum wir bei solchen Awards einreichen. Je mehr man in der Öffentlichkeit beweisen kann, dass man mit einer Idee erfolgreich ist. Es gibt das Sprichwort: Der Prophet im eigenen Land zählt nichts, aber der fremde Prophet dann schon. Das sind diese Awards. Sehr hilfreich auch die, die klassischen Strömungen dazu davon zu überzeugen, dass das was ist und, dass das auch wirklich eine Zukunft hat und einen Erfolg bringt. Was ich selber sehr gut beobachten kann, ist, dass gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen natürlich da viel schneller von ihrem Mindset her auf unseren Zug aufspringen und sagen: Ma, das ist cool, das ist das ist echt klasse, das moderne Technologien, da möchte ich auch gerne mitarbeiten. Also wir haben auch ein sehr junges Team und das funktioniert wirklich hervorragend. Also die sind zu 1.000 % bereit für die Sache zu kämpfen und von denen kann man ohne irgendwie murren und meckern alles haben und die helfen wo es nur geht und machen jegliche Form von Arbeiten, die notwendig ist, um das Gesamtprojekt Brantner Digital Solutions weiter voranzutreiben.

Markus Petz: Jetzt haben sie gesagt, es gibt viele junge Leute, die da leicht dafür zu begeistern sind. Welche Rolle spielt denn Diversität? Der Menschen in ihren Überlegungen, solche innovativen Aktivitäten voranzubringen.

Christoph Pasching: Diversität im Sinne von? Da muss die Frage ein bisschen zurückgeben.

Markus Petz: Im Sinne von Unterschiedlichkeit. Also wirklich zu sagen: Wie kann ich denn Neues in die Welt bringen, indem ich durchaus auch ein stückweit Spannung erzeuge und das mache nicht durch Gleichförmigkeit, sondern durch Unterschiedlichkeit. Und wenn jetzt sozusagen lauter junge Leute da werden, dann wäre sie ja doch wieder homogen. Also inwieweit spielt es eine Rolle, dass Sie ganz bewusst sagen: Okay, ich suche da jemanden, der hat einen größeren Erfahrungshintergrund oder das ist jemand, der bringt, dass er sich einen technischen Schwerpunkt mit. Und gleichzeitig brauchen wir aber auch Menschen, die sich um Beziehungsgestaltung kümmern, weil das auch eine gewichtige Rolle spielt. Also diese Unterschiedlichkeit habe ich gemeint. Inwieweit haben Sie da ein Auge drauf, dass in Ihrer Umgebung, in Ihrem Team auch unterschiedlichste Persönlichkeiten Platz haben?

Christoph Pasching: Ich verstehe. Momentan ist es extremst schwer, generell Ressourcen im Sinne von Mitarbeitern zu bekommen am Markt. Das ist einmal Grundproblem. Da kommen wir noch gar nicht in den Luxus, über Diversität nachzudenken, sondern wir sind eher da gehandicapt, dass wir niemanden finden, die nicht von anderen großen Konzernen schon abgegrast werden. Momentan muss ich gestehen, vertiefen wir unsere Bemühungen sogar mehr, dass wir in FHs und HTL dort teilweise Diplomarbeiten unterstützen und dort den Tendenz noch jüngeren Menschen versuchen unter die Arme zu greifen, Wissen zu transferieren, ihnen Ausblicke zu geben. Die Firma Brantner veranstaltet auch eine eigene Innovation Challenge alle zwei Jahre und jetzt im Oktober ist es wieder so weit, wo wir versuchen, junge Leute mit Ideen für diese Sache zu begeistern und herauszufinden, wo denen ihr zukünftiger Fokus möglicherweise liegt. Also das Thema Diversität im Sinne von: Ich habe verschiedene Leute, die unterschiedliche Aufgaben mitbringen. Und das Ganze anders beleben. Denn den Luxus oder das Problem habe ich noch nicht, muss ich ehrlich gestehen.

Markus Petz: Okay, wie schaut es doch aus mit Frauen? Die ist immer das Thema Frauen und Technik. Das ist eher exotisch. Gelingt Ihnen da auch an Universitäten Frauen für diese künstliche Intelligenz, für diese Aufgabenstellung mit Robotik zu gewinnen? Oder ist es nach wie vor auch sehr männerlastig?

Christoph Pasching: Das ist nach wie vor sehr männerlastig. Wir sind aber aktiv auf der Suche, eben auch noch nach Frauen aus diesem Bereich, weil das natürlich für die gesamte, für das gesamte Team dazu beiträgt, anders zu funktionieren, besser zu funktionieren, andere Ansichten darin zu bekommen. Und wir versuchen das sehr stark zu unterstützen.

Markus Petz: Ähm, ja. Wenn wir vielleicht noch einmal jetzt zurückschauen, wenn sie reflektieren, was da entstanden ist. Gibt es da irgendwas, was Sie sagen? Das würde ich beim nächsten Mal anders machen.

Christoph Pasching: Das würde ich beim nächsten Mal anders machen. Ich würde auf jeden Fall beim nächsten Mal noch mehr Energie und Fokus in die Kommunikation stecken. Ich würde ein besseres oder ein feineres Konzept ausarbeiten, wie man bestehende Mitarbeiter und bestehende Ressourcen besser, noch besser abholt. Schon früher und damit möglichen, ich sage jetzt einmal unnötigen Spannungen oder ein Hinauszögern. Ein unnötiges, verkürzen kann. Ganz vermeiden wird man es nie. Aber ich würde gerne beim nächsten Mal das Wissen mitnehmen, wie wie ich Stakeholder noch früher noch besser abholen kann und für die Sache begeistern kann.

Markus Petz: Ja, vielen Dank, lieber Herr Pasching, für diese faszinierenden Einblicke in das Entstehen von einer ganz neuen, innovativen Einheit innerhalb eines doch traditionell Unternehmens. Ich sage herzlichen Dank für die Bereitschaft, dafür unseren Podcast zur Verfügung zu stellen. Danke vielmals! Ja, freilich. Vielleicht gibt es ja die Gelegenheit, in Zukunft uns wieder auszutauschen, wenn sie dann die nächsten Schritte gegangen sein werden.

Christoph Pasching: Sehr gerne. Würde mich freuen, wenn wir uns wiederhören.

Markus Petz: Ja, dann sage ich noch vielen Dank fürs Zuhören an unser Publikum. Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns über Ihre Lieblings-Podcast-App abonnieren und natürlich noch mehr über eine fünf Sterne Bewertung oder eine Empfehlung an eine Kollegin oder jemand aus ihrem Freundes und Familienkreis, den diese Folge auch interessieren könnte. Das hilft uns nämlich weiterhin spannende Gäste zu gewinnen und neue Themen rund um Transformation, Veränderung und Wandel für sie erkunden zu können. Bis zur nächsten Folge. Liebe Grüße, ihr MetaShift-Team.