How to kill a great organisation?:

How to kill our earth: Ignorieren Sie den realen Veränderungsdruck und verfolgen Sie stur den alten Weg.

You can find the english version of the article here.


Wenn wir die Welt lebenswert halten wollen, braucht es ein tiefgreifendes Umdenken in vielen Bereichen. Mit dem Bewusstsein, dass Rohstoffe endlich sind und wir global mit dringlichen Problemen konfrontiert sind, wird deutlich wie wichtig es ist zu handeln.  

Für Christian Abl, Geschäftsführer des Umweltmanagement- und Recycling-Unternehmens Reclay, braucht es schnellere Entscheidungen und schnelleres Handeln. Seit über 20 Jahren in der Kreislaufwirtschaft tätig zeigt Abl auf, wie diese auf aktive und adaptive Initiative setzt.

Er spricht über schleppende Herangehensweise, Einweg-Pfandflaschen, zu langsame Lösungen und warum ihn der rasche Bewusstseinswandel vieler Menschen trotzdem hoffnungsvoll stimmt. 


Kreislaufwirtschaft als frühes Interessensfeld

Das Herz von Christian Abl schlägt schon für die Themen Recycling und Nachhaltigkeit, seit er als Schüler in den Ferien für die Müllabfuhr gearbeitet hat. Bei seinem Betriebswirtschaftsstudium widmete er sich dann dem Thema innovatives Umweltmanagement und landete so bei der Circular Economy. Insbesondere interessierte ihn, wie wertvolle Abfälle statt auf Deponien zu landen wiederverwertet und in der Industrie als Brennstoffe eingesetzt werden können. 

Die Problematik in der Kreislaufwirtschaft, speziell in Österreich, sieht Abl in einem zu schleppenden Herangehen an das Thema und in einem zu langsamen Umsetzen von Lösungen. Als Beispiel nennt er die Einführung des Pfandsystem für Einweg-Getränke-Verpackungen, das in vielen anderen Ländern bereits umgesetzt wurde. 

Ohne Bewusstseinswandel geht es nicht

Hoffnungsvoll ist Abl in Bezug auf einen rascheren Bewusstseinswandel bei vielen Menschen:

„Es kommt jetzt besser ins Bewusstsein, dass Rohstoffe nicht unendlich verfügbar sind, Rohstoffe, denen wir uns tagtäglich sorglos entledigen. Und dasss es doch gut wäre, wenn wir diese Rohstoffe wirklich im Kreislauf halten. Und das führt natürlich jetzt unmittelbar wirtschaftlich dazu, dass diese Materialien an Wert gewinnen.“ 

Abl’s Philosophie und auch die seines Unternehmens ist es zu agieren:  

„Denn nur wenn wir agieren, werden wir auch Veränderung bewirken. Und man kann natürlich nicht immer wissen, genau in welche Richtung das geschieht.“ 

Abl sieht die Notwendigkeit eines Systembruchs, um der Thematik Kreislaufwirtschaft mehr Schwung zu geben und nennt die Einführung des Pfandsystems für Einweg-Getränkeflaschen als Beispiel: „das führte auch zu einer sehr lebendigen Diskussion über alle Bereiche des Verpackungsmanagements, des Entsorgens und des Recyclings.“ Zielvorgabe der Europäischen Kommission ist es, bis 2025 50% aller Kunststoffverpackungen zu recyceln. 

Für einen Systembruch müssen alle an einem Strang ziehen und aktiv Initiative ergreifen

Abl geht es darum, alle Akteure, dazu zu bringen, auch in diesem Kreislauf mitzuarbeiten:  

„Ich glaube, es geht jetzt gar nicht mehr darum, welche Rahmenbedingungen die Politik vorgibt, sondern es geht darum, die Teilnehmer an diesem Kreislauf an den Tisch zu bringen, am Tisch zu halten und die Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen und nicht die Konfrontation.“ 

Die Unternehmenskultur bei Reclay beschreibt Abl als eine des aktiven Handelns und des Setzens von Initiativen. Das bedeutet voranzugehen und Dinge auszutesten.

„Viel Kommunikation, viel Energieeinsatz. Dafür brauchen wir Menschen, daran arbeiten wir und dafür brauchen wir auch die entsprechenden Strukturen und Kommunikationstechnologien. Das ist das, worauf wir setzen.“ 

Abl’s Wunsch im Hinblick auf tiefgreifende Veränderung beschreibt er so: „ich würde mir wünschen, dass wir in dem Bereich Kreislaufwirtschaft zu einer globalen Erkenntnis kommen. Das heißt, die Problematik muss global erkannt und verstanden werden und dann wird es auch zur entsprechenden Umsetzung kommen.“  


Wir fassen zusammen

How to kill a great organisation: 

  • Vertrauen Sie darauf, dass andere die Bedeutung von Problemen erkennen und rechtzeitig daran arbeiten diese zu lösen. 
  • Basteln Sie ruhig länger am idealen Ergebnis – für manche Lösungen ist es nie zu spät. 
  • Treffen Sie wichtige Entscheidungen nur in längeren Abständen.  
  • Vertrauen Sie drauf, dass die Zukunft planbar bleibt. 
  • Belassen Sie ihre Silo-Organisation so wie sie ist – so ist klar wer wofür zuständig und zu welchen Themen informiert ist. 

So gehen Sie große, komplexe Problematiken, wie den nachhaltigen Umgang mit endlichen Ressourcen, an 

  • Warten Sie nicht auf Andere: agieren sie sofort! Nur so werden Sie auch Veränderung bewirken. 
  • Vor allem die letzten Jahre haben gezeigt, wie unplanbar die Zukunft ist; hinterfragen Sie konstant die Angemessenheit Ihrer Herangehensweise und adaptieren Sie diese so oft wie notwendig. 
  • Bauen Sie Ihr Geschäftsmodell rund um einen kraftvollen Purpose auf und vertrauen Sie darauf, dass sich Menschen für eine Mitarbeit interessieren, auf deren die Motivation und Einsatz sie setzen können. 
  • Fokussieren Sie sich auf die Problemlösung. Bringen Sie alle Teilnehmer:innen an einen Tisch und stellen sie die Zusammenarbeit in den Vordergrund. 
  • Informieren sie das gesamte Team immer wieder über das Gesamtportfolio: über Kommunikation, Wissensaustausch, Gruppenarbeiten, Projekt-Vorstellungen etc.  

Das Interview in voller Länge:

Markus Petz: Herzlich willkommen zur neuen Folge des „How to Kill a Great Organisation?“-Podcasts. Wir sprechen dabei mit Menschen, die für den langfristigen Erfolg ihrer Organisation ausschlaggebend sind. Mein Name ist Marcus Petz. Ich bin einer der Gründer von MetaShift und ich begrüße heute recht herzlich Herrn Magister Christian Abl, herzlich willkommen!

Christian Abl: Guten Tag. Freut mich, dass ich hier sein darf.

Markus Petz: Ja, lieber Herr Abl, Sie sind Geschäftsführer der Weekly Austria und auch noch einer Reihe von weiteren Organisationen. Bevor ich Sie jetzt bitte, sich vorzustellen, möchte ich nur unser heutiges Leitthema mit in den Raum bringen, nämlich: Wir wollen uns heute beschäftigen mit dem Thema Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit und regenerativen Wirtschaften. Ja, und an der Stelle. Vielleicht sind Sie so lieb, ein bisschen zu erzählen, was Sie denn ausmacht – sich kurz vorzustellen.

Christian Abl: Ja sehr gerne. Also ich bin seit nunmehr fast 20 Jahren im Berufsleben, habe noch nie was anderes als Kreislaufwirtschaft gemacht. Ich habe immer in irgendeiner Art und Weise mit Kreislaufwirtschaft, mit Industrie und Kreislaufwirtschaft zu tun gehabt. War zuletzt das in den letzten Jahren auch sehr viel außerhalb Europas unterwegs? Habe deshalb auch viel gesehen, was in anderen Ländern wie zum Beispiel Lateinamerika, den USA oder auch im Mittleren Osten im Bereich der Kreislaufwirtschaft gerade geschieht. Das ist ja durchaus anders, als wir das aus Europa kennen. Und ich bin seit 2019 in der Geschäftsführung der Reclay Gruppe. Mit all unseren Initiativen rund um Circular Economy bis hin zu Themen der Produzentenverantwortung und dort zuständig vor allem für den Bereich Recycling, das heißt dort, wo die Materialien, die gesammelt werden, dann auch entsprechend sortiert und wieder recycelt werden. Für all die Länder, vor allem in Europa, aber auch in Kanada, in denen wir tätig sind.

Markus Petz: Bis jetzt haben Sie gesagt, Sie sind schon seit 20 Jahren berufstätig und immer in diesem Bereich Kreislaufwirtschaft. Jetzt meine Frage: Wie sind Sie denn ursprünglich dorthin gekommen? Was war da ausschlaggebend, dass Sie in dieses Gebiet eingestiegen sind? Was war da der ausschlaggebende Impuls?

Christian Abl: Das hat. Das hat. Das ist eine lustige Frage. Das hat lustige und seriöse Gründe.  Einer der ersten Gründe war, dass ich einfach aufgehört hatte, als ich Schüler war und dann schon in den Ferien arbeiten durfte, dass man bei der Müllabfuhr am meisten Geld verdienen würde. Deshalb habe ich mich dort beworben und bin dann, seitdem ich 16 Jahre alt war, hinten am Müllauto mitgefahren im Sommer, und habe das mehr oder weniger dann wirklich so am Leib und in der Nase gesehen und gespürt, was so. Was so passiert. Und zu der Zeit, so also Ende des letzten Jahrtausends, war ja auch in Österreich noch die Mülldeponie dasjenige, welches, das heißt, das wurde alles zusammengesammelt. Es gab schon separate Sammlungen, aber im Prinzip der große Teil des Hausmüll wurde dann auf Deponien abgekippt.

Christian Abl: Und das sah schon relativ problematisch aus für mich. Und ich bin dann über mein Betriebswirtschaftstudium auf das Thema innovatives Umweltmanagement gekommen und habe dort von Kreislaufsystemen gehört, dies wohl in anderen fernen Ländern in Skandinavien schon geben solle, wo sich Industrien zusammenschließen und Abwärme nutzen um wieder nutzen zu bringen, Abfallströme zu trocknen um sie wieder als Brennstoff einzusetzen usw. Das hat mich fasziniert und deshalb bin ich auch schon während meines Studiums dann auf ein Unternehmen in der Kreislaufwirtschaft zugegangen und hatte die Chance, da auch in meine Karriere hinein zu starten und genau in dieses Thema, nämlich dann auch Materialien im Kreislauf zu führen, energetisch wertvolle Abfälle wieder in der Industrie als Brennstoff einzusetzen. Das war so der Start, das hat die erste Hälfte der letzten 20 Jahre sehr geprägt und das möchte ich nicht missen.

Markus Petz: Jetzt ist ja das Thema Kreislaufwirtschaft ein durchaus sehr, sehr mächtiges, im Sinne von vielfältig auch dieses Thema regeneratives Wirtschaften. Wenn ich es jetzt richtig im Kopf habe, dann verbraucht Österreich, die österreichische Gesellschaft, derzeit glaube ich knapp vier Erden. Was zu viel ist, wenn es nur eine gibt. Also, und das ist ein großes Thema jetzt. Was ist Ihnen aktuell ein besonderes Anliegen? Wie kann man dieses große Thema adressieren? Was wollen Sie persönlich da gestalten?

Christian Abl: Hier also etwas weiter ausgeholt. Ist es für einen Menschen wie mich, der gerne die Dinge schnell weiterbringt und Ziele auch schnell erreicht? Ist es schon, auch wenn es ein großes Thema ist, in gewisser Weise deprimierend. Ich habe mir vor 20 Jahren schon gedacht, dass wir gewisse Dinge in 20 Jahren, also heute, gelöst haben werden, die wir heute einfach immer noch nicht gelöst haben. Das ist sehr viel Feigenblattpolitik passiert. Da sind Aktivitäten, die nicht wirklich zum Ziel führen. Ich war viele Jahre, vor allem nach der. Dan in den Ländern, nach der NATO EU Osterweiterung, in diesen Ländern auch unterwegs. Da ist heute noch nicht viel passiert. Das ist schon ernüchternd. Und da ist eigentlich etwas, was ich mir so als eines der großen Ziele, die ich so gesehen hätte, gesellschaftlich nämlich, dass wir zumindest auf diesem Kontinent hier nicht mehr Abfälle einfach deponieren, sprich unangesehen ablegen. Für zukünftige Generationen zum Problem machen. Das haben wir immer noch nicht geschafft und von dem Ziel sind wir einfach immer noch nicht weg. Das ist ganz ein ein zentraler Punkt. Heute spricht natürlich jeder über Dekarbonisierung und den Green Deal. Das sind alles hehre Ziele. Nur auf der Basis, wo man immer sage Ja, das ist ja ein Teilziel davon. Da ist trotzdem immer noch nicht viel passiert. Das heißt, es ist schon noch wichtig, dass man über diese Dinge spricht, die auch greifbar macht. Riechbar macht.

Christian Abl: Und sagt: Das Thema steckt immer noch in den Kinderschuhen, auch wenn auch, wenn sie es jetzt als als großes Thema bezeichnen. Es nimmt jetzt spannenderweise Fahrt auf, einfach dadurch das, dass das Bewusstsein entsteht. Oder besser.

Christian Abl: Es besser ins Bewusstsein kommt, dass Rohstoffe doch nicht unendlich sind und das doch alles Rohstoffe sind, die wir hier tagtäglich sorglos und sorglos entledigen dieser Rohstoffe. Und dass es doch gut wäre, wenn wir die wirklich im Kreislauf halten. Und das führt natürlich jetzt unmittelbar wirtschaftlich schon dazu, dass diese Materialien an Wert gewinnen. Und da habe ich jetzt auch die große Hoffnung, dass Kreislaufwirtschaft auch einen. Einen. So sozusagen einen Tail Wind bekommen wird und und vielleicht sich in den nächsten Jahren etwas schneller entwickelt.

Markus Petz: Jetzt ist es so. Wenn wir versuchen, das ein bisschen zu konkretisieren, sodass auch die Zuhörer das greifbar bekommen, dann kann ich mich erinnern. Da haben Sie doch für einige Aufmerksamkeit gesorgt mit Ihrem Offenen Brief an die Wirtschaftskammer Österreich im Zusammenhang mit der geplanten Pfandsystem Einführung für Einweg-Getränke-Verpackungen. Das war glaube ich jetzt schon im Jahr 2020. Mittlerweile gibt es ja auch eine gesetzliche Umsetzung dahingehend, dass glaube ich ab 2025 Einweg-Getränke-Pfand kommen soll. Wie, wie, wie sehen Sie das? Weil da geht es ja immer wieder dieses Argument na ja, das ist zu teuer. Das können sich einerseits die Händler nicht leisten und dann womöglich, wenn dies weitergeben wird, für den Konsumenten teurer. Also wenn wir versuchen, das anhand dieses Beispiels aufzuhängen. Da haben Sie ja durchaus auch in diesem offenen Brief Kritik geübt. Nämlich dass die Wirtschaftskammer da ja eher sehr Widerstand geleistet hat gegen so eine Pfandsystem Einführung und sie aber gesagt haben naja, ich bin dafür.

Christian Abl: Ja also. Die meine und auch die Philosophie des Unternehmens für und mit wem ich arbeite, ist es ja zu agieren. Denn nur wenn wir agieren, werden wir auch Veränderung bewirken. Und man kann natürlich nicht immer wissen, genau in welche Richtung das geschieht. In Österreich hatten wir vor drei Jahren. Heute immer noch sehr ähnlich, aber durchaus das Problem, dass wir einenMangel an Kapazitäten haben.

Christian Abl: Um Plastikabfälle vor allem aus dem Verpackungsbereich. Das ist ja die große Menge, die diese Plastikabfälle auch entsprechend zu sortieren und dann auch zu weitergehend hochwertig zu recyceln. Das ist eine Kapazität/ ein Kapazitätsprobleme. Und da war es für uns ja nur logisch, dass man sehr, sehr wertvolle Verpackungen und das ist halt einmal eine Einweg Getränke PET Flasche, die ist sehr wertvoll, auch wenn sie oft sehr, sehr achtlos weggeworfen wird, wirklich auch in der Form und in dem Zustand zurückholt.

Christian Abl: Und da durchaus mit dem System des Systems den Konsumenten durchaus in die Pflicht nimmt und sagt Entweder du, du investierst es für die Umwelt und . lässt dein Pfand zurück mit dem, mit dem Gebinde. Dann kann man es reinvestieren oder du holst dir dein Geld zurück. Das war so die, die Idee, dann zu sagen, wir müssen hier etwas verändern. Wir sehen, dass es in anderen Ländern funktioniert.

Christian Abl: Und. Und wir müssen generell einen einen Systembruch in Bewegung setzen, weil das hat ja dann nicht nur zur Einführung des Pfandsystems geführt, sondern das führte auch zu einer sehr lebendigen Diskussion über alle Bereiche des Verpackungsmanagements, das Entsorgen des Recycling in Österreich und das betrifft ja auch andere, andere Länder, wo ja Pfandsystem auch kommen. Glücklicherweise ist die Diskussion hinter uns, die liegt hinter uns. Ich würde auch hier mal sehr, sehr geradeheraus auch behaupten, dass wir hier positiv dazu beigetragen haben, dass die Diskussion vorbei ist. Also das, was Sie erwähnt haben, dass es jetzt für die Wirtschaft fürchterliche Auswirkungen hätte. Und so weiter und so fort. Die Dinge werden heute nicht mehr diskutiert. Heute spricht man darüber, wie so ein Pfandsystem implementiert werden soll.

Christian Abl: Was heute problematisch ist, ist natürlich die Zeitdauer bis dahin, weil man könnte so was auch schneller machen und man könnte so etwas auch moderner machen. Hier sind wir jetzt wieder dran. Also da wird von unserer Seite in den nächsten Monaten auch noch sehr viel Aktivität zu sehen sein, weil wir natürlich jetzt mit der Umsetzung beschäftigt sind und hier auch entsprechend mit mitarbeiten möchten.

Markus Petz: Das heißt, verstehe ich Sie richtig? 20 25 Erst damit zu beginnen, ist für Sie zu langsam.

Christian Abl: Ja, das ist. Das hat auch etwas mit den mit den Zielvorgaben der Europäischen Kommission zu tun, die wir uns ja mehr oder weniger auch selbst gegeben haben. Und wir haben ja gesagt, wir wollen 2025 in Europa 50 % aller Kunststoff Verpackungen recyceln.

Christian Abl: Und das wird uns nicht gelingen, weil wir fangen erst 2025 an, den Konsumenten zu erklären, dass er die Plastikflasche in Empfangsystem bringt. Dann hat er noch viele andere Aufgaben, die wir dem Konsumenten, der Konsumentin aufbürden. Wo wir erwarten, dass das so einfach verstanden wird. Das wird eine Herausforderung. Deshalb glaube ich, dass wir in Österreich wie auch in vielen anderen europäischen Ländern oder für Österreich finde ich das fast, wenn ich so sagen darf, peinlich, weil wir immer gesagt haben, wir sind ein in der Kreislaufwirtschaft führendes Land in Europa. Wir werden an diesen Zielen massiv vorbei schrammen. Deshalb ist es glatt zu spät.

Markus Petz: Das heißt, sind Sie zuversichtlich, dass das noch vorgezogen werden wird oder ist der Zug dahingehend schon abgefahren?

Christian Abl: Also da ist der Zug aus meiner Sicht abgefahren. Das ist. Da gab es. Da gab es sicherlich ganz, ganz gute Gespräche im Hintergrund, die wir in der Öffentlichkeit nicht mitbekommen haben, wer und wann das passieren soll, wenn es passieren soll. Und dem sind wir jetzt ausgeliefert. Das ist etwas, wo ich, wo ich nicht glaube, dass es in irgendeiner Art und Weise noch vorgezogen werden könnte, ist auch, glaube ich, nicht im Interesse der Beteiligten. Das ist aber schade, weil wir haben gerade im Nachbarland Slowakei gesehen, dass es auch viel, viel schneller geht. Also die haben mehr oder weniger innerhalb von anderthalb Jahren, von der Entscheidung bis zur Implementierung. Pfandsystem ging mit 1.Jänner dieses Jahres in Betrieb. Konnte man das da durchziehen? Sie ist natürlich am Anfang noch sehr von Ineffizienzen geprägt, aber zumindest vom Konzept her ist es durchaus machbar.

Markus Petz: Jetzt ist es so ein bisschen erkenne ich da dieses Muster, wenn es um langfristige Auswirkungen geht, dass wir Menschen, die ein bisschen wegschieben, also so in die Zukunft schieben und und noch nicht jetzt behandeln wollen. Jetzt ist aber gerade das Thema Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit ja etwas, was, wenn wir etwas bewegen sollen, uns zum Handeln jetzt einlädt oder geradezu zwingt? Was ist so, so Ihre Überlegung? Wie kann man dieses, dieses Spannungsfeld auflösen?

Christian Abl: Nun ja, es ist auch eine sehr spannende Frage, weil gerade die letzten zweieinhalb Jahre haben uns ja gezeigt, dass mehr oder weniger nichts planbar ist. Also wer hätte damit gerechnet, dass man jahrelang in einer Pandemie steckt? Wer hätte damit gerechnet, dass wir in Europa einen fürchterlichen Angriffskrieg sehen? Das hätten wir, das hätten wir uns einfach 2020 zu Beginn noch nicht wirklich vorstellen können. Und dass das das zeigt halt auch, dass die Veränderung so schnell geht und dass.

Christian Abl: Ja, dass gewisse Entscheidungen halt nicht mehr in so langen für mehr oder weniger Legislaturperioden/Zyklen getroffen werden dürfen. Das heißt, man muss, man muss durchaus jetzt handeln.

Christian Abl: Und jetzt versuchen alle Akteure, die in dieser Kreislaufwirtschaft tätig sind, zu, dazu zu bringen, auch in diesem Kreislauf mitzuarbeiten. Und das ist ja durchaus eine nicht wenig komplexe Aufgabe, weil hier ja von Transportunternehmen, Unternehmen, die Sortierleistungen bringen. Großindustrieunternehmen sowohl von den Unternehmenskulturen wie auch von der von der Asset Ausgestaltung ganz unterschiedliche Charaktere an einen Tisch zu bringen sind. Und das wird jetzt das Dringende sein. Ich glaube, es geht jetzt gar nicht mehr immer nur darum, welche Rahmenbedingungen die Politik vorgibt, sondern es geht darum, diese, diese, diese Teilnehmer an diesem Kreislauf an den Tisch zu bringen, am Tisch zu halten und die Zusammenarbeit in den Vordergrund zu stellen und nicht die Konfrontation.

Markus Petz: Jetzt ist es ja so, dass dieses Thema Langfristigkeit einerseits eben in unserer Gesellschaft und jetzt haben wir gesprochen über die Einbettung in die Ökologie eine Rolle spielt. Gleichzeitig und es ist ja auch ein Thema, mit dem ich oder wir uns sehr intensiv beschäftigen, spielt ja auch Langfristigkeit in einer Unternehmensentwicklung eine doch, aus unserer Sicht zumindest, wichtige Rolle. Jetzt meine Frage: Wenn Sie in so einem langfristig eingebetteten ökologischen Umfeld operieren mit Ihrer Organisation, was sind denn so Aspekte oder Themen der Nachhaltigkeit und der langfristigen Entwicklung innerhalb Ihres Unternehmens? Was ist Ihnen da wichtig?

Christian Abl: Ja, wir sind. In unserem Unternehmen in der  glücklichen Situation, dass wir auch Eigentümerseits es eine Zielvorgabe haben, langfristig zu wachsen.

Christian Abl: Und das auch in Verbindung mit den Tätigkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit und vor allem auch im Bereich des. Das Kunststoff Recyclings, das neben vielen anderen Themen. Es gibt ja auch noch Glas und Papier, aber wir sind uns schon sehr diesem sehr problematischen – oder problematisch ist vielleicht jetzt der falsche Ausdruck . dieses sehr wichtigen Arbeitsmaterial Kunststoff, das halt auch richtig recycelt werden muss. Auf dieses Material fokussiert und haben eben hier ein klares Commitment, das auch weiterentwickeln zu dürfen. Und deshalb setzen wir. In diesem, in diesem Markt, der Kreislaufwirtschaft, der aus unserer Sicht, der trotzdem immer noch in den Kinderschuhen steckt, sehr stark auf Wachstum und Wachstum ist. Für uns und ich habe es vorhin schon erwähnt nur dann möglich, wenn wir wirklich täglich aktiv Initiativen setzen. Wie wir. Wir dürfen hier nicht reaktiv sein. Wir dürfen hier nicht darauf warten, was andere tun und entsprechend folgen, sondern wir müssen vorangehen und auch Dinge austesten. Das machen wir. Also wir versuchen sehr viele Dinge, die auch gut funktionieren. Und da ist es dann gerade die große Herausforderung, wenn man ein innovatives Team hat, woran wir sehr intensiv arbeiten, dass auch Ideen generiert und produziert, dass man dann auch entsprechende eine operative Einheiten in den Ländern hat.

Christian Abl: Und wir sind ein internationales Unternehmen, das dann auch in der Lage ist, diese Ideen, seine Geschäftsmodelle, seine Technologien auch wirklich mit der entsprechenden Energie umzusetzen. Und hier sehen wir unsere Stärke gegenüber dem Mitbewerb und hier bauen wir auch massiv weiter aus, weil wir sagen, die Ideen, die sind es nicht alleine. Kopieren kann man Ideen auch leicht, aber die Umsetzung und die vor allem die internationale Umsetzung in unterschiedlichen kulturellen, sprachlichen Umfeldern, das ist etwas, was nicht zu kopieren ist, was nicht leicht zu stemmen ist, was mit ich würde es mal fast bezeichnen mit durchaus harter Arbeit verbunden ist. Viel Kommunikation, viel Energieeinsatz. Dafür brauchen wir Menschen, daran arbeiten wir und dafür brauchen wir auch die entsprechenden Strukturen und Kommunikationstechnologien. Das ist das, worauf wir setzen.

Christian Abl: Und wo wir uns auch dazu entschieden haben, uns strukturell so auszurichten, dass wir dieses Wachstum auch entsprechend fördern können. Und das durchaus auch mit Kooperationen, weil auch das sehen wir, dass wir als großes Unternehmen, aus dem deutschen Mittelstand kommend natürlich auch noch sehr viel im Bereich Industrialisierung, Prozessoptimierung, Skalierung zu lernen haben. Und wir beginnen auch da intensiv mit mit Kooperationen, mit Industrieunternehmen, um auch zu lernen und zusammenzuarbeiten und unter Umständen auch um noch mehr in Assets investieren zu können.

Markus Petz: Wenn Sie sagen, langfristiges Wachstum hat dazu sicherlich auch eine entsprechende Unternehmenskultur einen Beitrag zu leisten. Gleichzeitig fällt mir auch ein, das Bild: Wie gelingt es den Menschen mit mit gleicher Überzeugung für diese langfristigen Perspektiven, für diese Affinität zur Ökologie zu gewinnen? Also dieses Stichwort sinnorientierte Unternehmensführung oder neuhochdeutsch „purpose driven organisation“? Inwieweit spielt es bei Ihnen eine Rolle? Inwieweit gibt es da Akzente, um die Unternehmenskultur dahingehend weiterzuentwickeln?

Christian Abl: Also wie wir sagen, ja, wir sind hier schon in einer, in einer glücklichen Situation, weil wir natürlich in einer, in einer Zeit, wo es, wo es vielen Menschen, vor allem jungen Menschen, um Purpose geht, diesen einfach aufgrund unseres Geschäftsmodells einfach anbieten können auf jedem Arbeitsplatz. Das heißt, wir sind ein Unternehmen, das sich hauptsächlich mit mit dem Thema Kunststoff und Recycling beschäftigt. Und deshalb kommen viele Menschen zu uns – ziehen uns an anderen Angeboten, die sie in diesem durchaus in diesem, durchaus heutzutage schwierig zu bearbeitenden Recruiting Bereich finden – kommen zu uns und sagen uns Ich will gerade diesen Purpose, an dem sie arbeiten. Ich will aber auch international arbeiten. Ich will auch die Möglichkeit haben, mal woanders zu arbeiten. Wir sind auch. Wir sind auch sehr offen in dem Thema: Standorte gegenüber. Das heißt, wir haben ja in mehreren Ländern Standorte dort, auch in unterschiedlichen Städten. Das heißt, es besteht auch die Möglichkeit, in Teams zusammenzuarbeiten und nicht nur gezwungenermaßen in einem Standort zu sein. Und das, das versetzt uns in die Lage, hier ganz gut wachsen zu können. Da sind dann so Pendel Bewegungen, in denen wir wachsen, weil wir Leute finden, die uns finden oder wir sie. Und dann brauchen wir auch wieder Phasen der Konsolidierung, wo wir dann wieder das, was wir an neuem Know how und neuem Netzwerk, an neuer Faszination im Unternehmen haben, auch wieder entsprechend ordnen und in die funktionierende Struktur einbetten können.

Markus Petz: Und jetzt haben sie gesagt, dass eben das Unternehmen per se aufgrund seines Geschäftsmodells mit diesem Purpose dasteht. Gibt es darüber hinaus Interventionen, die Sie in der Unternehmung in Bezug auf Kulturarbeit unterstützen oder konkret umsetzen, um das sozusagen über das Thema, das inhaltlich natürlich Menschen anzieht? Aber das wird sozusagen auch noch weiter befördert.

Christian Abl: Also, ich möchte. Ich weiß nicht, ob ich das so so beschreiben kann, aber wir sind auch von der Größe her einfach mit,

Christian Abl: Knapp über 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern noch in einer, in einer i Größe, wo wir als Führungskräfte alle gut erreichen können. Das heißt, wir versuchen hier wirklich sehr viel mit Kommunikation, mit Wissensaustausch, mit Gruppenarbeiten. Knowledge Transfers, Projekt-Vorstellungen, das gesamte Team immer wieder von der von der Gesamtheit des Portfolios zu informieren.

Christian Abl: Und Durchaus auch. Das Unternehmerische zu fordern. Das heißt nicht nur die, die eigene Aufgabe abzuarbeiten, sondern durchaus und da ist nicht jeder dafür geeignet, ist auch nicht notwendig. Aber es ist gut, wenn man, wenn man das findet und identifizieren kann, dass Menschen einfach einen breiteren Blick entwickeln, beginnen Dinge, die sie in ihrem täglichen Arbeitsumfeld sehen und erleben, mit Dingen, die in anderen Arbeitsunfällen passieren, zu verknüpfen und damit einfach neue Wege zu beschreiten. Das betreiben wir sehr intensiv. Also diesen Wissensaustausch und dieses Verständnis auch für die unterschiedlichen Arbeitsbereiche. Und das wollen wir auch weiter ausbauen.

Markus Petz: Na ja, ich habe mir da jetzt noch eine Frage aufgeschrieben, die an das anknüpft, was Sie eingangs gesagt haben, nämlich, dass es durchaus ein bisschen ernüchternd ist, wenn man schaut, wie Veränderung vorankommt, also gerade in diesem Bereich Kreislaufwirtschaft. Und dass es durchaus ernüchternd ist, zu sehen, dass das, was man sich vorgenommen hat, dann doch viel langsamer geht. Welchen, Wunsch haben Sie denn im Hinblick auf tiefgreifende Veränderung?

Christian Abl: Das. Äh, ich bin noch da. Keine Sorge. Ich denke. Ich denke.

Markus Petz: Ich. Das ist gut.

Christian Abl: Das mach ich.

Markus Petz: Gerne. Wir können so richtig hören, dass sie denken.

Christian Abl: Ich glaube, es geht. Es geht wirklich darum, dass das ein Wunsch ist.

Christian Abl: Ein Wunsch kann durchaus auch etwas sein, was nicht real und auch nicht realistisch ist. Und ich würde mir schon wünschen, dass wir in diesen Bereichen einfach zu einer, zu einer globalen Erkenntnis kommen. Also das ist, dass die Problematik einfach die Dringlichkeit der Problematik einfach global erkannt wird. Und es gibt immer nur kleine Gruppen, einzelne Länder, unterschiedliche Bereiche, die Notwendigkeit des Handels sehen, aber es ist wirklich etwas, das wir nur gemeinsam lösen können, das heißt der die Problematik muss global erkannt werden und verstanden werden und dann wird es auch zur entsprechenden Umsetzung kommen. Sonst nicht.

Markus Petz: Ja, lieber Herr Magister Abl, aber dann sage ich vielen, vielen Dank für das Gespräch, für die Einblicke, die Sie uns auch gewährt haben. Und ja, vielen Dank auch an die Zuhörerinnen und Zuhörer. Wenn Ihnen die Folge gefallen hat, dann freuen wir uns sehr, wenn Sie uns über Ihre liebste Podcast App abonnieren. Noch mehr freuen wir uns über eine fünf Sterne Bewertung oder eine Empfehlung an eine Kollegin oder jemand aus ihrem Freundes oder Familienkreis, den diese Folge auch interessieren könnte. Denn das hilft uns weiterhin spannende Gäste zu gewinnen und neue Themen rund um Transformation und Veränderung und Wandel für sie erkunden zu können. Bis zur nächsten Folge. Liebe Grüße Ihr MetaShift Team und Markus Petz.